von und mit Albert Gerold

So sehen sie eigentlich alle aus: Alte und damit unansehnliche Heckleuchten

 Meine Rückleuchten waren wie viele Rückleuchten nach ca. 36 Jahren in einem nicht mehr so guten Zustand. Die Anschaffung neuer Leuchten fiel wegen der hohen Kosten (303 Euro das Stück) aus. Die meisten Lampen, die auf Märkten angeboten werden, sind entweder genauso schlecht wie meine, oder der Chrom ist schlecht, oder die Gläser sind schlecht (wellig). Das wellige Glas entsteht bei der Herstellung, wenn zu viel Wärme im Spiel ist.

 Die Leuchten wurden bis vor Kurzem von der Stuttgarter Firma Reitter & Schefenacker in Esslingen hergestellt. Die letzten wurden für DB im Jahr 2001 produziert und danach war Schluss. Die Hoffnung meinerseits, hier noch ein „Päarchen“ der Probeschüsse zu ergattern, zerschlug sich schnell. Aber einige Informationen zu den Leuchten konnte man mir sagen.

 Die Rahmen bestehen aus Zinkdruckguss und die Gläser aus PMMA. Die Gläser wurden in die bereits verchromten Rahmen direkt eingespritzt. Das macht das aufarbeiten dieser Leuchten so schwierig. Die Gläser müssen heil aus dem Rahmen entfernt werden. Erst dann kann der Rahmen neu verchromt werden.

Da dieser Rahmen aus Zinkdruckguss ist, muss der Chrom mechanisch, d. h. durch schleifen entfernt werden. Würde der Rahmen in einem chemischen Bad entchromt, würden die kleinen Löcher in dem Zinkdruckguss noch größer und das Material würde auch sehr rau werden. Das macht ein neu verchromen praktisch unmöglich. Eine Galvanik zum verchromen hatte ich in der Nähe. Dort kosteten die neuverchromten Rahmen zusammen 190 Euro. Die Arbeit war sehr gut und ich war zufrieden. Aber der Reihenfolge nach:

 Ich kaufte mir im Baumarkt einen Multi-Drehmel mit einer kleinen Minisäge auf der rotierenden Welle. Dann demontierte ich die Rückleuchten. Dazu muss bei den meisten Heckflossen der Flossenchrom entfernt werden. Dann die beiden Kunststoffschrauben los und die Stecker und schon hat man den Lampenträger in der Hand. Diese Teile habe ich mir erst später wieder vorgenommen. Dann werden die drei Muttern demontiert und die Leuchten können abgenommen werden.

 Zuerst habe ich die Gummidichtung entfernt. Sie war schon sehr schlecht und ich konnte sie ruhig zerstören. Die Gummireste entfernte ich sehr sorgfältig, da sie beim verchromen hinderlich sind. Am besten geht das mit einem scharfen Kuttermesser. Dann entfernte ich Blechteile, die die Gewindestifte halten. Die kleinen Schlitzschrauben sitzen teilweise sehr fest, aber ein scharfer Schraubendreher ist sehr hilfreich. Alle Teile legte ich sorgfältig in eine kleine Kiste. Das Glas für die Nummernschildbeleuchtung bei den großen Flossen ist mit einem Gummiring fixiert. Den Ring enternte ich mit einem kleinen Schraubendreher. Er ist meistens noch zu gebrauchen. Jetzt war bis auf die Gläser

Hier die teilzerlegte Rückleuchte im Detail

alles entfernt.

Jetzt ist Geduld und ein klein bißchen Fingerspitzengefühl erforderlichm denn wir müssen jetzt mit einem Drehmel die Einpressränder der Gläser absägen. Hier bitte Vorsicht walten lassen. Bei stark gealterten Gläsern werden schon beim geringsten Druck die kleinen Einzelstücke wegfliegen. Beim genauen Betrachten kam man sehr gut erkennen, wie weit man sägen darf. Man muss sich immer eine gute Lage für den Drehmel aussuchen, damit das Sägeblatt immer im Winkel von 90° zum Glas schneiden kann. Das geht nicht immer. Besonders in denn Ecken ist das nicht möglich. Aber es man kann den Rand schon wegsägen.


 

 Ist der Rand der großen oder der kleinen Scheibe komplett entfernt, beginnt man vorsichtig an einer Ecke das Glas von innen nach außen zu drücken. Wenn man feststellt, das das Glas an einer bestimmten Stelle noch hakt, muss noch mal ein wenig weg gesägt werden. Dann vorsichtig weiter heraus drücken. Wenn alles gut geht, hat man irgendwann das Glas aus dem Rahmen befreit. Jetzt kam man schon einmal das einsetzten des Glases wieder üben. Ich habe die großen Gläser an einer Längsseite wieder eingesetzt, und sie dann auf der gegenüberliegenden Seite mit leichtem Druck wieder einschnappen lassen. Ist irgendwo noch Wiederstand zu spüren, wieder wegsägen. Jetzt sieht man auch sehr deutlich, wie klein die Anlagefläche der Gläser nach außen ist. An diesem schmalen Rand wird nachher das Glas wieder mit dem Rahmen verklebt.

Die Rahmen können jetzt so wie sie sind zum Verchromer eures Vertrauens gegeben werden.
In der Zwischenzeit habe ich mir den Rest vorgenommen. Die Gläser wurden von mir innen gründlich mit warmem Wasser und einer Bürste gereinigt. Am Besten ist wohl ein Ultraschallbad. Aber Vorsicht: Der Reiniger im Bad darf keine Lösungsmittel enthalten. Das gleiche gilt später auch für den Kleber der Gläser. Das PMMA wird von Lösungsmitteln spröde und matt!! Von außen habe ich die Gläser mit Schleifpolitur wieder auf Hochglanz gebracht. Sie glänzten anschließen wieder sehr schön und so manch kleiner Kratzer war verschwunden.
Die drei inneren Blech- und Gussteile wurden von mir ebenfalls gründlich gereinigt und anschließend mit Alufarbe aus der Spraydose lackiert. Das kleine Glas für die Nummerschildbeleuchtung nicht vergessen.
Der Lampenträger wurde von mir ebenfalls wieder aufgearbeitet. Falls die Gummidichtung noch einmal verwendet werden soll, muss man sie vorsichtig entfernen. Sie ist mit dem Lampenträger verklebt. Nach dem entfernen der Gummidichtung werden die Klebstoffreste am besten mit einem Kuttermesser beseitigt. Der Lampenträger wurde auch komplett gereinigt und von außen wurde das galvanisch verzinkte Blech von mir mit Stahlwolle 00 und Schleifpolitur wieder auf Hochglanz gewienert. Jetzt ist auch eine gute Gelegenheit alle Kabelverbindungen und Anschlüsse zu überprüfen. Evtl. Fehler können dann sofort behoben werden.

Die neue Gummidichtung für den Lampenträger klebte ich mit Pattex wieder fest. Dazu den Rand des Lampenträgers mit etwas Klebstoff bestreichen und die neue Dichtung drüber stülpen. Anschließend setzte ich überall neue Leuchten ein.

 Nachdem die Rahmen verchromt waren, konnte ich sie wieder abholen. Sie sahen phantastisch aus. Wie neu! Jetzt kam der schwierigste und gefährlichste Teil der ganzen Aktion. Das einkleben der Gläser. Vorsichtig probierte ich die Gläser nochmals „trocken“ einzusetzen. Sie sollen schon ein bisschen stramm sitzen, damit der Kleber nur zusätzlich wirken muss. Wenn irgendwo eine Stelle zu eng war, säge ich nochmals mit dem Drehmel etwas weg. Ich merkte mir die Reihenfolge beim einsetzten der Gläser. Gerade die dreieckigen Blinkergläser gehen manchmal nur an einer Bestimmten Ecke beginnend einzusetzen. Als alles gut passte drückte ich die Gläser wieder heraus. Die Gläser und der Rahmen müssen zum guten verkleben absolut fett- und staubfrei sein. Vorsicht! Keine Lösungsmittel an die Gläser.

 Dann gab ich von innen etwas Lösungsmittelfreies Silikon (Spiegelsilikon) auf den Rand. Anschließend drückte ich das Glas wieder genau so in den Rahmen wie vorher. Als das Glas gut und Ordentlich saß, fixierte ich es mit Klebeband. Die Gläser müssen so dicht wie möglich außen an dem Rand liegen. Heraus quellende Silikonreste können später mit einem Skalpell oder einer Rasierklinge entfernt werden. Von innen gab ich noch etwas Silikon hinzu und verstrich das ganze zu einer ordentlichen Klebenaht. Darauf achten, das nicht zu viel Silikon auf den von außen sichtbaren Teil der Gläser kommt.

 

24 Stunden ließ ich dann die Rückleuchten in Ruhe, und am nächsten Abend entfernte ich die Klebebänder. Die ganze Aktion war mir sehr gut gelungen. Ich entfernte die paar äußeren Silikonreste.

 Anschließend setzte ich von außen das kleine Glas für die Nummernschildbeleuchtung ein. Der Gummiring wurde von innen über den Rand gezogen und schon saß das Glas. Das war einfach. Jetzt kamen die neu lackierten Blech- und Gussteile wieder an ihren Platz. Jedes Teil wird mit zwei Schrauben befestigt. Bei mir kommt grundsätzlich an jedes Gewinde vor dem Einschrauben immer ein Tropfen Öl. Wer weiß, wann man die Schraube wieder lösen muss..... Das kleine Blech in der Mitte bei dem Rückfahrlicht nicht vergessen. Es wird einfach mit unter die mittlere Halterung geklemmt.

 Danach klebte ich die neue Gummidichtung ein. Ich gab etwas Pattex auf den inneren Rand der umlaufenden Gehäusenut. An der Blinkerecke gab ich etwas mehr Kleber zu. Hier ist die Dichtung flach und breit. Dann drückte ich die Gummidichtung in die Nut und richtete sie ordentlich aus.

Dann wartete ich wieder 24 Stunden bis zur Montage der neuen Rückleuchten. Es waren lange 24 Stunden ....

Am nächsten Tag schraubte ich die neuen Leuchten vorsichtig wieder an meine Flosse. Weil die neuen Dichtungen noch sehr dick sind, stehen die Leuchten noch etwas mehr ab als vorher. Man kann ja jedes Jahr die Schrauben ein klein wenig mehr anziehen. Dann die Lampenträger von innen montiert, Stecker drauf und der Flossenchrom wieder angeschraubt. Bei der Funktionsprobe mit meiner Tochter als „Bremserin“ zeigte sich erst die ganze Pracht der neuen Leuchten. Super Chrom und super Gläser. Mit den neuen Birnen und den lackierten Inneren Halterungen sowie den polierten Gläsern kam mir die Leuchtkraft doppelt so stark vor. Dann wurde eine große Proberunde gedreht mit möglichst viel Blinken und Bremsen ......

 Meines Erachtens hat sich der Aufwand gelohnt. Meine Lampen waren 36 Jahre alt und hatten 320.000 km auf den Gläsern. Jetzt sind sie wieder wie neu!!

 Ich habe noch keine Rücklichter für die kleine Flosse überarbeitet, aber es müsste im Prinzip genauso gehen. Wer es auch versuchen will, sollte viel Ruhe und Geduld mitbringen. Genau die richtige Winterarbeit.

 

gerold@mercedesclubs.de

albert gerold